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Noch ist sie ein Geheimtipp, die eben eröffnete kleine Galerie in Strasen direkt an der Kirche. Aber Gutes spricht sich schnell herum. Was ich hier am Wochenende gesehen und erfahren habe, ist schon sehr, sehr gut: originelle Kleinmöbel, zauberhafte Lichtdesignobjekte, wunderschön Gedrechseltes, außergewöhnliches Textiles, jedes Stück ein Unikat. Die Ausstellung dürfte wohl jedem Besucher eine Augenweide sein.

Luzi hat Max zu seinen Lichtdesign-Objekten inspiriert, die er gern auch mal mit Metallschrott kombiniert.

Die käuflichen Kostbarkeiten stammen aus den kreativen Händen von Luzi Graf (37) und Max Strack (33) alias „MaxLuzi“, ihres Zeichens Innenarchitektin und Zimmermann im Freiberuf.  Auf dem 16 000 Quadratmeter messenden Erbpacht-Grundstück an der Großen Flake mit seinen fünf massiven Häusern konnten sie die ersten Jahre in einem umfunktionierten Bauwagen prüfen, was sich ewig bindet. Im vergangenen Januar ist Töchterchen Maja ins Leben des Paares getreten. Inzwischen ist die Familie ins frühere Küsterhaus umgezogen. Im kommenden Jahr wird voraussichtlich die Sanierung des leerstehenden Pfarrhauses angegangen. Dort soll die in Gründung befindliche Genossenschaft ihren Sitz haben. Zum Team gehört der „Alteingesessene“ Steffen Granzow, der die beiden Niederbayern auf die Chance aufmerksam gemacht hat, in Strasen ihren Traum zu verwirklichen.

„Es muss einfach möglich sein von dem zu leben, was einem Spaß macht. Wir leben es schon“, sagt mir Max. Und meint damit auch, dass sein Tag doppelt so viele Stunden haben könnte und die Woche doppelt so viele Tage. Wer goldene Hände hat, ist gefragt, die Galerie zeigt mehr das kreative Auspendeln im zweiten Gewerbe. Und über allem stehen das Leben im Detail und Nachhaltigkeit. „Was wir machen, machen wir gründlich, das ist solide, da kann man einen Haken setzen“, versichert mir Max.

Das haben schon ganz andere Auftraggeber erkannt. Max hat es als Innenausbauer bis nach Russland und China verschlagen. Putins Villa in Sotschi, die Yacht der Gorbatschow-Tochter, traumhafte Tagesverdienste bei Oligarchen… „Aber das war nicht meine Welt“, sagt er. Luzis war es auch nicht, die für Licht-Design-Ikone Ingo Maurer exklusive Aufträge im In- und Ausland ausgeführt hat. Der hat sogar seine letzte Lampe nach ihr benannt und ihren alten Arbeitshandschuh darin verarbeitet. Eine ganz besondere Würdigung. Ins Wanken geraten bei ihrem Entschluss umzusteigen ist die Innenarchitektin und nun überglückliche Mutter trotzdem nicht. So haben sich Max und Luzi und Strasen gesucht und gefunden.

Als Kanu-Urlauber in Seewalde „gestrandet“

Für Max ist es eine Wiederkehr. Er war 2004 als Kanu-Urlauber in Seewalde „gestrandet“ und hatte sich in der Dorfgemeinschaft zunächst als 400-Euro-Jobber bewährt. Danach erlernte er bei der Firma Balasai in Zirtow seinen Beruf, bevor es ihn in die Welt zog. Thomas Gädeke, Geschäftsführer der Seewalde GmbH: „Schön, dass Max nach den Wanderjahren mit Luzie zurückgekommen ist, wie sich das entwickelt hat und sicher weiter entwickelt in Strasen und für die Region.“

Max in seiner mehrere Räume umfassenden Werkstatt. Inzwischen tastet er sich auch an das Metallhandwerk heran.

In Seewalde steht mit der Hofbühne ein „Frühwerk“ von Max am Ende seiner Lehrzeit. Inzwischen zeugt die schicke Ausstattung des Dorfladens vom gewachsenen Können des jungen Mannes. Auch im neuen Ärztehaus von Dr. Lustig in Wesenberg hat Max seine handwerklichen Spuren hinterlassen. Momentan entsteht im Werkstattgebäude in Strasen ein gigantischer Wohnwagen für einen Waldkindergarten in Baden-Württemberg. Dazu demnächst an dieser Stelle mehr.

Auf Max, Luzi und Mitstreiter wartet Arbeit für ein ganzes Leben. Die Grobplanung steht: ein Mehrgenerationenhaus, ein Café, Ferienwohnungen, Werkstätten, ein Seminarraum. Das Sommerlager der Diakonie auf dem weitläufigen Areal ist ebenfalls Teil der Zukunft. „Und kommt ein Kindergärtner des Wegs, sind wir auch dafür offen“, so Max. Zum Abschied drückt er mir zwei Pracht-Zucchini aus dem eigenkompostierten Hochbeetgarten in die Hand. „Nachhaltiges Wirtschaften ist nicht der einfachste und nicht der schnellste Weg. Aber es wird sich auszahlen.“

Die Galerie von „MaxLuzi“ mit Eis- und Mostangebot in der Pelzkuhler Straße 7 in Strasen hat aus verständlichen Gründen keine festen Öffnungszeiten. Wer ganz sicher gehen will, ruft vorher an: 0151 11542045. Auch der Online-Shop lohnt unbedingt einen Besuch.

www.maxluzi.de