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Es gibt so Erlebnisse, die muss ich erst in mir nachwirken lassen, bevor ich darüber schreiben kann. Es war eines der letzten Live-Konzerte in Deutschland, vielleicht das letzte, bevor die verfluchte Pandemie die Bühnen und Podien landauf, landab endgültig leergefegt hatte. Ich genoss als Patient der Rehaklinik in Bad Doberan das Privileg dabei zu sein. Im Dachgartencafé des Hauses hoch über der Stadt mit ihrem Münster gastierte der irische Balladensänger Gerry Doyle, einer der richtig Guten seiner Zunft und authentisch von der Mütze bis zu den Schuhspitzen. Zweieinhalb Wochen später schreibe ich am Ort seines Auftritts diese Zeilen nieder, und trage seine Musik noch immer im Herzen. Hallelujah! Hat er auch gesungen.
Er sei ein seltenes Gut, heißt es in einem Kurzporträt auf seiner Internetseite, und hinterlasse einen bleibenden Eindruck. Was ich nur bestätigen kann. Gerry Doyle ist einer der besten Folk-Sänger, die die grüne Insel hervorgebracht hat, nicht mehr jung, aber über die Jahre vermutlich immer besser geworden bis zur Perfektion, zur Spitzenklasse.
Der schmächtige Mann aus dem County Tipperary in Südirland braucht eigentlich keine Soundanlage, nur mit der Gitarre und seiner unvergleichlichen Stimme verzaubert er von der ersten Note an. Auch uns hatte er sofort in seinen Bann gezogen. Und als wir gemeinsam vor dem Hintergrund der nun auch in unserem Land heraufziehenden Seuche „We shall overcome“ sangen, da war es wie ein Gebet, aber auch wie eine Kampfansage. Ja, wir werden Corona überwinden. God bless you, Gerry, du hast uns Kraft gegeben, und danke für diesen unvergesslichen Abend!
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