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Ein Logo haben die Neustrelitzer Schlossberg-Konferenzen noch nicht. Aber, wenn sie eines hätten, dann wäre es eine Sanduhr. Ein Exemplar des limitierten Zeitmessers, geschmückt mit den Mecklenburg-Strelitzer Landesfarben, konnte ich heute Nachmittag aus der Schlosskirche der Residenzstadt in meine Schreibstube tragen. Ich freue mich über die Gabe. Sie, die Uhr von anno dunnemals, steht einerseits für den Sand, mit dem die Landesverantwortlichen noch gar nicht so lange her, 2000 Tonnen Sondermüll im Untergrund des Schlossberges sträflich verfüllen wollten. Das kleine Zeitinstrument steht aber auch für die oft strapazierte Weisheit, dass gut Ding eben Weile haben will.

So nah am Berg, wie nie zuvor, fand heute die 5. Schlossberg-Konferenz statt. Nämlich in der Schlosskirche. Das hat am 103. Jahrestag der ersten demokratischen Verfassung Deutschlands auch Corona bedingt. Unbeheizt die Kirche und kaum beleuchtet, aber dafür viel Sicherheitsabstand bietend zwischen den zwangsmaskierten Konferenzteilnehmern.

Zwei frohe Botschaften an die, die nicht dabei waren: Im September 2023 beginnt die Beräumung des Schlosskellers durch das Land. Acht Monate sind dafür veranschlagt. Warum nicht früher? Siehe Sanduhr.

Aber auch die Stadt muss Hausarbeiten machen, die bei der bekannten Zähflüssigkeit ihre Zeit brauchen. Zumindest offiziell wirft ja niemand mehr Sand ins Getriebe, der Eindruck heute nach den Statements von Bürgermeister Andreas Grund und Stadtpräsident Ernst-August von der Wense war zwingend.

Termine vor Ausschuss benannt

Solveig Kristin-Schmid, hier mit ihrem Musiklehrer, hat jede der fünf Schlossbergkonferenzen begleitet. Nun strebt sie das Abitur am Carolinum an.

Zweite Nachricht, bei der Konferenz nicht verkündet: In dieser Woche haben Finanzministerium und seine Bau- und Liegenschaftsverwaltung in Neustrelitz vor dem städtischen Ausschuss für Stadtentwicklung Termine genannt. Danach geht man in Schwerin davon aus, dass 2027 alles erledigt ist: Keller beräumt, Schlossturm in Regie der Stadt mit Fördermitteln wiedererbaut samt Pavillon, Keller zwecks Nutzung wieder geschlossen. 2028 gibt es dann die erste Schlossberg-Saison, so alle Beteiligten an einem Strang ziehen.

Für Holger Wilfarth gibt es zumindest keinen Zweifel daran, dass „alle Bremsversuche auch in Zukunft scheitern werden“. Der Neustrelitzer Wilfarth ist ebenso wie der verdienstvolle Residenzschlossverein Symbolfigur für Bürgerwillen und bürgerschaftliches Engagement, von Beginn 2018 dabei und maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Schlossberg anerkannter „Ort der deutschen Demokratiegeschichte “ geworden ist. Mein Blogpartner Wilfarth hat die Digitalisierung des ehemaligen Neustrelitzer Residenzschlosses vorangetrieben und heute einen gesponsorten Werbefilm zeigen lassen, der so ziemlich zeitgleich auf der Weltausstellung in Dubai aufgeführt wird. Ich gehe davon aus, den Streifen dieser Tage auch hier im Blog anbieten zu können. „Wir lassen uns das Erreichte nicht mehr kaputt machen, alle Kraft dem Projekt“, so Holger Wilfarth bei der Bilanz fünf Jahre Schlossbergkonferenzen.

Viele positive Signale

Die fünfte Auflage hatte Henry Tesch eröffnet, Ratsvorsitzender der Stiftung Mecklenburg und einer derer, die die Neustrelitzer Schlossbergkonferenzen aus der Taufe gehoben haben. Es gebe viele positive Signale, sagte er vor den Versammelten, niemand habe 2018 gedacht, dass es 2022 ein kleines Jubiläum geben würde. „Wir sind trotz aller ebenso hitzigen wie hochqualifizierten Diskussionen miteinander im Gespräch geblieben“, würdigte Tesch wohl an die Adresse der Stadtverwalter, aber es war heute nicht der Tag der Konfrontation.

Bürgermeister Andreas Grund hat in der Schlosskirche erklärt, dass er eine solche Form des Bürgerdialogs sehr schätzt. Immerhin sei das in diesen bewegten Zeiten nicht selbstverständlich. Was engagierte Bürger und Stadtvertretung in Sachen Schlossberg und Schlossgarten mit inzwischen nationaler Resonanz zuwege gebracht hätten, sei einen Applaus wert. Letzterer kam dann im Nachhaken des Redners auch zustande.

Wobei Grund die Erfolgsbilanz wie gewohnt weit gefasst unter seine Regentschaft verbuchte. Von seiner Stichwahl-Kontrahentin Angelika Groh hatte sich der erneut gekürte Bürgermeister den Satz „Es ist mehr als ein Turm“ geborgt und sinnentfremdend von einem ganzen Sanierungsgebiet gesprochen, bislang und in näherer Zukunft. Sein Fazit: „Wir sind sehr gut unterwegs, es geht weiter, wir bleiben am Ball.“ Der Neustrelitzer Haushalt werde entsprechend ausgerichtet. Allerdings seien Fördermittelzusagen noch keine Fördermittelbescheide.

Land hält sich an Zusagen

Dann hatte noch Stadtpräsident Ernst-August von der Wense das Wort, für den die Schlosskirche ein ganz besonderer Ort ist. Immerhin wurde hier vor 123 Jahren sein späterer Großvater getauft. Auch der Präsident dankte der Stiftung Mecklenburg und allen Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen für die Schlossberg-Konferenzen. „Wir haben immer ein klares Ziel vor Augen gehabt, und hier entwickelt sich was.“ Das Land halte sich an seine Zusagen, „es wird getan, was wir auch verabredet haben“. Neustrelitz werde in Schwerin bewundert, so der Stadtpräsident mit Bezug auf eine beeindruckende Grußadresse von Landtagspräsidentin Birgit Hesse, die eingangs verlesen wurde und die ich hier anhänge. Auch der Landtagsabgeordnete Torsten Koplin hat mehr als eine Aktie daran, dass der Neustrelitzer Schlossberg Thema in der Landeshauptstadt geworden ist. Der Linkspolitiker hatte es sich nicht nehmen lassen, auch bei Nummer 5 der Schlossberg-Konferenzen dabei zu sein.

Ein Gruppenbild zum kleinen Jubiläum: Holger Wilfarth, Andreas Grund, Henry Tesch, Ernst-August von der Wense und Helmuth von Maltzahn, Vorstandvorsitzender der Stiftung Mecklenburg (von links).