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Erst schwelte es, dann brannte es lichterloh. Eben meldet mir meine in die Spur gebetene Korrespondentin „Feuer aus“ nach Anrufen mehrerer sehr besorgter Anwohner heute. Die Wesenberger Feuerwehr war sogar schon mitten in der Nacht ausgerückt, obwohl sie nicht löschen sollte. Kontrolliertes Abbrennen war die Devise, wer da kontrollierte, war in der Kreisverwaltung der Seenplatte nicht zu erfahren. Auch nicht, warum man davon im Vorfeld nichts wusste. Bei Drosedow in der Kleinseenplatte hatte sich auf einem Feld eine kapitale Menge Mist entzündet, der aus der von der Vogelgrippe heimgesuchten Bio-Puten-Mastanlage in Wesenberg (Strelitzius berichtete) stammt.

Ziel der Ausbringung war die Desinfektion mittels Dünger. Der Qualm zog bis nach Seewalde, was bekanntlich im Gegensatz zu Drosedow hinter dem Wald liegt. Zuvor waren 8000 Puten gekeult und fachgerecht anderweitig entsorgt worden. Also nicht auf dem Feld, wie ich bei meinen Recherchen heute auch schon hinter vorgehaltener Hand hören durfte.

Zur Desinfektion der Ställe und der Mistmengen aus den Ställen nach Seuchenausbrüchen ist der betreffende Landwirtschaftsbetrieb verpflichtet, so die Antwort auf meine Nachfrage bei Kreissprecher Nils Henke. Diese Desinfektion findet in der Regel mittels einer Düngerpackung mit Brandkalk oder Peressigsäure statt. Dafür wird auf der vorgesehenen Abladestelle zunächst eine dicke Strohschicht mit Kalkhydrat aufgebracht, die eventuell austretende Flüssigkeiten bindet.

Der in der Landwirtschaft ohnehin (z.B. als Düngemittel) zum Einsatz kommende Brandkalk wird anschließend mit dem kontaminierten Mist vermischt und aufgeschichtet. Eine chemische Keule kommt somit nicht zum Einsatz, zudem sind die in der Landwirtschaft beschäftigten Personen im Umgang mit Brandkalk geübt. Durch die thermische Reaktion (Hitze) wird das Virus dann abgetötet und das Gemisch desinfiziert. „In diesem Fall, auch das ist nicht selten, hat sich das Gemisch entzündet. Ein Strohbrand dieser Art ist auch durch die Feuerwehr schwer zu löschen“, so der Sprecher.

Mehrere hundert Meter bis zur Straße

Unter Einbeziehung sämtlicher Faktoren (Jahreszeit, umliegende Vegetation, Wetter) sei entschieden worden, die Düngerpackung kontrolliert abbrennen zu lassen. Vom Einatmen des Qualmes sei abgeraten, wie bei jedem anderen Brand auch. Es sollte auch ein gewisser Abstand zum Brand eingehalten werden, der durch den Abstand von mehreren hundert Metern zur nächsten Straße jedoch gewährleistet sein sollte.

„Es ist verständlich, dass sich Anwohner von einer solchen Geruchsbelästigung gestört fühlen. Derzeit wird nach einer Lösung gesucht, die die Desinfizierung kontaminierten Materials gewährleistet und gleichzeitig die Bildung von Qualm verringert“, ergänzte Henke. Von einer darüber hinaus gehenden gesundheitsschädigenden Wirkung des Brandes oder möglichen Gefahren für das Grundwasser werde derzeit nicht ausgegangen, da sowohl Mist als auch Brandkalk in der Landwirtschaft regelmäßig auf Feldern eingesetzt würden. Das Umweltamt werde nach Beendigung des Brandes jedoch prüfen, ob Umweltschäden eingetreten sind und gegebenenfalls die erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um diese zu beheben.

Über allen Wipfeln ist Ruh heute Abend bei Drosedow.