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In einem durchbürokratisierten Land ist es schon einigermaßen erstaunlich: Niemanden amtlicherseits interessiert es offenbar, wenn auf einem abschüssigen Supermarktparkplatz nichtbremsbare Einkaufswagen eingesetzt werden.

Ich bin ja rentenbedingt zum Einkäufer befördert worden. Also, ich arbeite den Zettel ab, den mir meine Holde mehrmals pro Woche auf den Küchentresen legt. Meine Tour führt mich dann zwangsläufig auch zu der Wesenberger Kaufhalle, wo die Genehmiger offenkundig geschlafen haben. Wenn es sie denn gibt. Nicht vorstellbar, dass hier eine Lücke im deutschen Ämterdschungel klafft. Sicherlich, es gibt auf meinem Abenteuerspielplatz in der Woblitzstadt Parkflächen in 30-Grad-Neigung und ebenerdige. Aber Letztere sind aus nachfolgenden Gründen am schnellsten belegt, zumal sie näher zum Eingang des Konsumtempels liegen.

Also, zu spät gekommen, Einkäufe verstauen in Hanglage. Erste Herausforderung: das Öffnen der Kofferraumklappe. Ich brauche ja dank kluger Fahrzeugwahl nur mit dem Fuß unter die hintere Stoßstange, und schon öffnet sich Sesam. Dazu muss ich allerdings unter sofortiger, orthopädisch bedenklicher Verdrehung der Wirbelsäule bis zum Anschlag den Einkaufswagen links- oder rechtsseitig ohne Loslassen ausschwenken, auf dass es nicht zur Kollission mit der sich hebenden Hecktür kommt. Mein zwei mal pro Woche absolvierter Mattensport ist dagegen eine reine Aufwärmübung.

Nun heißt es einhändig das Erstandene Stück für Stück auf die Ladefläche zu bugsieren. Schon das Entfalten der zusammenklappbaren Einkaufskiste verlangt Bravour. Die andere Hand ist damit beschäftigt, der Leser ahnt es, den Einkaufswagen nach wie vor vor dem Wegrollen zu bewahren. Das Umpacken dauert zwar, ist aber zu meistern, bevor es zum Umheben der Bierkiste kommt. Dazu braucht es nun mal zwei Hände, bin ich Herkules!

Und prompt begibt sich der nicht mehr fixierte übrige Einkauf samt Behältnis auf Talfahrt, lässt Kleinkinder hinfallen, bringt rollatorige Senioren in Gefahr oder zerbeult einfach nur andere Autos. Im allerbesten Fall wird der Abgang von einem anderen Einkaufswagen aufgehalten. Ist mir neulich passiert, aber, von wegen Aufatmen. Ich hatte meinen Ausreißer noch nicht richtig wieder zur eigenen Ladeluke geschoben, als ich schrill der Einkaufswagenentführung bezichtigt wurde. Das kann passieren, wenn in Zeiten der Schnäppchen zwei Warenkörbe einander auf den ersten Blick gleichen und man sich zwecks Heimholung für den falschen entscheidet.

Sollte es die Behörde zur Prüfung von Einkaufswagen auf bergigen Supermarktparkplätzen noch nicht geben, dann gehört sie erfunden. Geistige Vorarbeit ist ja bereits geleistet. Auf jedem Flughafen und in jedem besseren Hotel gibt es schließlich die selbstbremsenden Transportgeräte, sobald man die Hände von ihnen lässt. Wobei ich mich an meinen letzten abschüssigen Airport nicht wirklich erinnern kann.