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Landkreis, Mecklenburgische Seenplatte, Statistik, Verwaltung
Ab heute veröffentlicht der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte wöchentlich die Corona-Infektionszahlen aufgeschlüsselt nach Amtsbereichen und Städten. Davon hatte der Verwaltungsstab bislang aus verschiedenen Gründen Abstand genommen und nur den Städten und Ämtern diese Übersicht für den Dienstgebrauch mitgeteilt.
„Die veränderte Infektionslage im Landkreis ist ausschlaggebend dafür, dass nunmehr die Zahlen veröffentlicht werden können“, sagt der Leiter des Verwaltungsstabs und 2. Stellvertretende Landrat Thomas Müller. „Denn die Gefahr der Stigmatisierung einzelner Personen oder Einrichtungen ist nun nicht mehr so groß wie noch vor kurzem, als sich aus Einzelfällen Rückschlüsse auf die jeweils Betroffenen ziehen ließen. Nach wie vor steht jedoch der Datenschutz für den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ganz oben“, so Thomas Müller.
Problematisch bleibe die Veröffentlichung der Inzidenzen dennoch, weil sie nur eine rein rechnerische Betrachtung erlauben. Die Inzidenz errechnet sich bekanntlich aus der Zahl der Neuinfektionen in den zurückliegenden 7 Tagen bezogen auf 100.000 Einwohner. Diese Einwohnerzahl wird jedoch in keinem Amtsbereich oder einer der Kleinstädte in der Seenplatte erreicht. Deshalb gibt die Tabelle auch für jeden nachvollziehbar nicht nur die Inzidenz, sondern auch die reale Zahl der positiv getesteten Personen an. Ebenfalls nicht erkennbar ist, wie schwer die Krankheitssymptome waren oder sind.
„Auch in den nächsten Tagen rechnen wir damit, dass sich die Infektionszahlen in unserem Landkreis auf hohem Niveau bewegen werden. Denn der Virus ist diffus im Landkreis verteilt. Das ist auch der ausschlaggebende Grund dafür, dass die neuerlichen Maßnahmen zur Kontaktvermeidung getroffen werden mussten, so wie es die so genannte Ampel-Regelung des Landes Mecklenburg-Vorpommern verlangt“, betont der 2. Stellvertretende Landrat. „Wir hoffen sehr, dass die Veröffentlichung dieser Zahlen dazu beiträgt, dass sich nun jeder in unserem Landkreis ein Bild von der aktuellen Situation machen und sich darauf einstellen kann“, so Thomas Müller.
Elvira Staab-Guhl sagte:
Zu der begrüßenswerten (!) Veröffentlichung dieser Zahlen gäbe es eine Menge zu sagen, aber ich möchte mich auf die wichtigsten Punkte beschränken:
Ich finde es erstaunlich, dass der 2. Stellvertretende Landrat Müller zu bedenken gibt, die VERÖFFENTLICHUNG der Zahlen sei deshalb problematisch, da sie nur eine rein rechnerische Betrachtung erlaube.
Hier möchte ich widersprechen:
Nicht die Veröffentlichung ist problematisch, sondern die aus den Zahlen abgeleiteten Konsequenzen!
Immerhin bildet diese 7-Tage-Inzidenz die Basis dafür, durchaus einschneidend in die Grundrechte der Bevölkerung einzugreifen, ganz egal, welche Folgen daraus erwachsen und wie gravierend die im Einzelfall sein mögen!
Bei genauerer Betrachtung einzelner Zahlen wird aber auch deutlich, wie wenig diese Inzidenzwerte für sich genommen aussagen, denn je kleiner die Gruppe ist, die die Basis für die Berechnung bildet, umso höher kann (auch) mit nur wenigen Infektionen/positiven Tests der Inzidenzwert werden! Als Beispiel sei das Amt Kleinseenplatte erwähnt: Gerade einmal 9 Personen (also 0,11% der Bevölkerung) mit Infektionen/positiven Tests reichen aus, um zu einer 7-Tage-Inzidenz von über 100 zu gelangen!
Als Vergleich sei Berlin erwähnt, wo innerhalb einer Woche immerhin 4260 Infektionen/positive Tests notwendig wären, um auf die gleiche Inzidenz zu kommen!
Es dürfte jedem klar sein, dass mehr als 4000 Infektionen innerhalb einer dicht besiedelten Großstadt ein höheres Ausbreitungsrisiko bedeuten, als 9 Infektionen in einem dünn besiedelten Amtsbezirk.
Darüber hinaus weist Herr Müller zu Recht darauf hin, dass die veröffentlichten Zahlen keinerlei Aufschluss zu Ausmaß bzw Schwere der Erkrankung zulassen; zu vermuten ist, dass sich in dieser Tabelle alle positiv getesteten Personen befinden, und insofern ist es dann auch nicht so ganz richtig, die betreffende Spalte mit „Summe der ERKRANKTEN“ zu beschriften!
Zum Schluss möchte ich noch einen Punkt erwähnen: in der Tabelle lässt sich durchaus das wiederfinden, was in den ersten Tagen des Jahres 2021 in der Presse veröffentlicht wurde; genau diejenigen Orte haben einen hohen bis herausragend hohen Inzidenzwert, die von Corona-„Ausbrüchen“ in Alten- und Pflegeheimen sowie bei Pflegediensten und deren betreuten Patienten betroffen waren!
Von daher stellt sich für mich immer noch die Frage, ob nicht andere Maßnahmen effektiver sein könnten als die jetzt entschiedenen, denn vermutlich dürfte z B eine Ausgangssperre der gesamten Bevölkerung weniger hilfreich sein, als eine ausreichende (!) Ausstattung der Alten- und Pflegeheime mit Personal, Schutzausrüstungen und sicheren, validierten Tests, die eine zuverlässige Aussage über „Corona- positiv“ bzw „negativ“ zulassen!
DirkNB sagte:
Was soll denn das für eine Logik sein? Positiv getestete, die wunderbarst andere infizieren und damit potenziell töten können, auch wenn sie selbst keine oder nur schwache Symptome haben, nicht als Erkrankte zu behandeln? Gerade die sind es doch, die zur Verbreitung des Virus beitragen! Denen soll man sagen, sie sind gesund? Sehr komisches Verständnis.