Die guten alten DDR-Kochbücher, sehr viele gibt es ja nicht, weil, wir hatten ja nichts, stehen bei mir hoch im Kurs. Aus dem viel zitierten Nichts etwas Leckeres auf den Tisch zu bringen, das muss man erst einmal hinbekommen. Unabhängig davon, haben verschiedene Gerichte von anno dunnemals bei mir schlichtweg Kultstatus. Wie die Kartoffelsuppe, die wir uns heute nach Weihnachtsbaumschlagen, nee -sägen, in der Nachbarschaft und stundenlanger Winterfestmachung im Außenrevier durchgefroren gegönnt haben.
Ich habe 600 Gramm Kartoffeln geschält und zerteilt, das auch mit zwei Möhren gemacht, das Weiße von zwei Lauchstangen in Scheiben geschnitten, eine halbe kleine Sellerieknolle sowie eine kleine Zwiebel geschält und zerstückelt. Das Gemüse habe ich in zwei Litern Wasser mit Salz, Kümmel und Knoblauchgranulat angesetzt, zum Kochen gebracht und bei kleiner Hitze knapp 20 Minuten gegart. Dann kam die Stunde des Pürierstabes, bevor die Suppe mit Cocktailwürstchen und 100 Gramm Rohschinkenwürfeln sowie einem Bund kleingehackter Petersilie noch einmal aufgekocht wurde.
Mit etwas hellem Mondamin, ich kann mich an das DDR-Äquivalent nicht mehr erinnern, wahrscheinlich Mehlschwitze, wurde noch leicht angedickt. Das macht den Eintopf außerdem cremiger. Der Vorgänger meines neuzeitlichen Pürierstabes hieß übrigens RG 28. Eine Gedenkminute für ihn, er hat die DDR um Jahrzehnte überlebt und kann immer noch rühren, wenn auch nicht mehr pürieren.
Weil wir gerade beim Abschweifen sind: Dieser Tage bin ich in den Genuss einer Kartoffelsuppe bei meiner Schwiegermutter in Burg Stargard gekommen. Da hatte die Möhre ein gehörigeres Wort mitzureden als bei mir und war mit der Tüfte auf Augenhöhe, auch ganz fein. Mindestens ebenso interessant fand ich aber die Rauchwursteinlage. Hatte ich noch nicht auf dem Teller, passt aber in Scheiben geschnitten geradezu genial in den Topf und ist bei Aldi zu haben. Meine nächste Wahl, also, die Rauchwurst.
Manchmal muss es jedenfalls Kartoffelsuppe sein. Das Weniger ist mehr, erst recht vor den Festtagen. Guten Appetit! Mich verschlägt es jetzt auf die Couch, während unser Weihnachtsbaum draußen vor sich hin friert.!
Ulf Boehnke sagte:
Lecker, da fehlt meiner Meinung nach aber unbedingt eine Bockwurst (reingeschnitten oder als Ganzes ;-).
Einen schönen 3. Advent!
Strelitzius sagte:
Wobei ja so eine Bockwurst auch nur ein größeres Würstchen ist. Die Unterschiede dürften rein äußerlich sein.
DirkNB sagte:
Sind sie aber nicht. Wenn man mal von gewissem Industriekram absieht, unterscheiden sich Bockwürste und Wiener Würstchen sowohl vom Fleischteig (Zusammensetzung, Fleischsorten, Würzung) als auch vom Darm drumrum.
Strelitzius sagte:
Könnte aber auch reine Theorie oder Schnee von gestern sein.
DirkNB sagte:
Es gibt ein Lebensmittelbuch, nach dem gewisse Standards sich zu richten haben (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Lebensmittelbuch). Dazu gehören eben auch Wiener und Bockwurst.
Strelitzius sagte:
Hauptsache, dein Fleischer weiß das auch. Wir haben hier nicht mal einen.
BrigitteE Bremen sagte:
Lecker!
Ich hab noch ein altes Kochbuch von Mudder Schulten.
Da heißt die Kartoffelsuppe Tüfftensupp und wird ganz ohne Fleisch gekocht.
Ich nehme gerne ein Stück gestreiften Speck.
Liebe Grüße von einer alten Mecklenburgerin,
die seit 70 Jahren nur noch zu Besuch kommt, leider.
Strelitzius sagte:
Und liebe Grüße sowie beste Wünsche zu Weihnachten zurück.
BrigitteE Bremen sagte:
Dankeschön.
Ich habe Infos gesucht zu einem geplanten Urlaub in Swinemünde, wo meine Familie väterlicherseits herkommt, und bin bei dir fündig geworden.
Allerdings muss erst Corona Geschichte sein natürlich.
Auch für dich ein gutes Weihnachtsfest gewünscht.
German sagte:
Das klingt köstlich! Es ist erstaunlich, was man aus einfachen Zutaten zaubern kann. Danke für das Rezept und die nostalgische Reise durch die DDR-Küche!