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Am 31. Dezember 2019 endete die Laufzeit des aktuellen Tarifvertrags für die Kollegen_innen bei der Remondis Seenplatte Logistik. Der Entsorger, welcher u.a. im öffentlichen Auftrag für die Entsorgung von Restabfall, Papiertonne, Gelber Sack, Fäkalientransport und Sperrmüllservice im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte zuständig ist, gehört schon seit längerem zu den günstigeren Betrieben in der Mecklenburger Entsorgungswirtschaft bezüglich des Lohns.
„Nach der Übernahme des Betriebs von Tönsmeier durch REMONDIS vor vier Jahren blieben viele Entgeltfragen ungeklärt und ein Kompromiss wurde vereinbart. Zugesagt wurde, dass man das Entgegenkommen der Kolleg_innen bei den nächsten Verhandlungen nicht vergessen wird. Dies wird nun eingefordert.“, so Mathias Bialuch, ver.di Verhandlungsführer und zuständig bei ver.di für die Ver- und Entsorgungsbranche in MV, in einer Pressemitteilung.
Ein Lohnvergleich zeige die Realität. Während ein Müllfahrer in vergleichbaren Tarifverträgen bei REMONDIS in MV nach sechs Jahren im Unternehmen zwischen 13,51€/h (REMONDIS Seenplatte Neubrandenburg) und 14,03€/h (SAS Schwerin) verdiene, müsse sich der Fahrer mit derselben Tätigkeit bei der REMONDIS Seenplatte Logistik mit 11€/h begnügen – 1€ mehr als der Abfallmindestlohn! Deutlicher werde der Vergleich, wenn man Entsorger weiterer Städte in MV hinzuzieht. Hier seien nach sechs Jahren als Müllfahrer im Betrieb Löhne zwischen 16€/h – 17€/h nicht unüblich.
„Als Teil der sogenannten kritischen Infrastruktur, die für die Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge in den Gemeinden zuständig ist, steht den Abfallentsorgern (nicht nur bei der REMONDIS) ein gerechter Lohn zu. Niemand, der von Politik als systemrelevant bezeichnet wird, sollte ein niedriglohnähnliches Entgelt erhalten. Das ist unanständig und muss geändert werden“, kritisiert der ver.di Verhandlungsführer die aktuelle Entgeltsituation bei der REMONDIS Seenplatte Logistik.
Die ver.di Tarifkommission hat 2019 u.a. folgende Forderungen aufgestellt:
- 14€/h nach 6 Jahren EG5 (Fahrer)
- Tabelle wird prozentual angeglichen
- Übernahme Ausbildungsvergütung wie bei REMONDIS Seenplatte Neubrandenburg
Durch viele Verhandlungsverschiebungen am Anfang des Jahres konnten die Tarifverhandlungen erst im März beginnen. Unter „Coronabedingungen“ (Telefonisch, Mail) gestalten sich diese jedoch sehr schwierig. Deswegen werden die Verhandlungen im Mai fortgesetzt. Hier erwartet die ver.di Tarifkommission das schon vor Jahren versprochene, deutliche Entgegenkommen des Arbeitgebers. „Alles andere würde bei den Kolleg_innen großes Unverständnis auslösen und Folgen haben“, heißt es.
Strelitzius sagte:
Zu diesem Beitrag schreibt mir Prof. Helmut Böhme aus Neustrelitz:
Nach der Wende, ich war Beigeordneter des Landkreises Neustrelitz,
waren wir glücklich, endlich wieder einen regionalen Entsorger mit den
Stadtwerken Neustrelitz zu bekommen. Und was ist daraus geworden? Die
Stadtwerke gibt es nur noch als Papiertiger, und ein weltweit
herrschender Superentsorger REMONDIS (4 Kontinente, 800 Standorte, 30000
Leute!!!) beherrscht alles und hat alles verdrängt – offensichtlich doch
mit Einverständnis der Kommunen und Gewerkschaft?
Von den ursprünglichen Kosten durch die Stadtwerke träumen wir heute, denn die konkurrenzlose REMONDIS beherrscht den Markt. Aber wozu gibt es denn eine Gewerkschaft? Wie erklärt sich die Diskrepanz zwischen den sich laufend erhöhenden
Entsorgungskosten mit dem, was beim Arbeitenden ankommt? Mit welchen
Tricks wird hier gearbeitet? Dienen die fiktiven REMONDIS-Neugründungen
in den Kreisen als Trostpflaster für einige Dazu-Verdiener?