Schlagwörter

, , , , , ,

Robert Merwald. Foto: Jörg Metzner

Der Neustrelitzer Theaterpreis 2020 ist gestern Abend in Neustrelitz an den Opernsänger Robert Merwald verliehen worden. Seit 2009 ist er festes Ensemblemitglied im Neustrelitzer Musiktheater und stand bisher unter anderem in „Der Barbier von Sevilla“, „Der Bettelstudent“, „Rigoletto“, „La Cage aux Folles – Ein Käfig voller Narren“, „Die Zauberflöte“ und „La Cenerentola“ auf der Bühne. Der nicht dotierte Preis bzw. ein Guss der Plastik „Verbeugung“ des Bildhauers Uwe Maroske wurde ihm vom Förderverein Landestheater Mecklenburg e.V. auf dem 19. Neustrelitzer Theater- und Opernball verliehen. Der abermals ausverkaufte Ball gilt als ein künstlerischer und gesellschaftlicher Höhepunkt in der Region.

„Es war eine rauschendes Fest, mit Grandezza und Schwung, mit phantastisch aufgelegten Künstlern und mit soviel Liebe in der Vorbereitung und Umsetzung in allen Abteilungen. Ja, ein Ereignis“, schreibt mir Marc Zabel, Vorsitzender des Theaterfördervereins. „Und mit Robert Merwald ein Preisträger, der mit viel Applaus bedacht wurde.“ Typisch für ihn sei seine Reaktion nach der Laudatio gewesen: „Jetzt glaube ich tatsächlich, dass ich es verdient habe.“

Genannt seien für Merwalds Glanzleistungen auch „Evita“, „Don Giovanni“, „Zar und Zimmermann“, zuletzt „Wiener Blut“, „Ein Maskenball“, „Die Bajadere“. Ganz aktuell gestaltet Robert Merwald in „Il trittico“ einen ergreifenden Michele im „Mantel“, wo er als Schicchi ganz komödiantisch überzeugt, und zu Recht gefeiert wurde. 

Der Bayer, der 1971 in München geboren wurde, legte den Grundstein für seine Karriere als Knabenalt bei den Regensburger Domspatzen, war bis 1994 Mitglied der Bayerischen Singakademie, bevor er sein Studium an der Münchner Hochschule für Musik und Theater sowie der Opernschule München / August-Everding-Theaterakademie am Prinzregententheater begann. Verschiedene Liedklassen und Meisterkurse, u. a. bei Donald Sulzen, Helmut Deutsch, Kurt Moll und Irwin Gage, komplettierten seine musikalische Ausbildung. 

Der Stipendiat des Deutschen Bühnenvereins und Preisträger des Meistersängerwettbewerbs Nürnberg war unter Brigitte Fassbaender Ensemblemitglied des Tiroler Landestheaters Innsbruck, spielte den „Werther“ am Nationaltheater Mannheim und sang 123mal die Hauptrolle in “Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies“ im Musicaltheater Neuschwanstein in Füssen.

Im Jahr 2004 debütierte er am Gärtnerplatztheater in München in der Bruno-Jonas-Inszenierung von „Der Mann von La Mancha“, war dort bis 2007 in vielen Operninszenierungen zu erleben, zum Beispiel als Schaunard in „La Bohème“, Dr. Cajus in „Die lustigen Weiber von Windsor“ und Maximilian in „Candide“. Im Sommer 2008 gastierte er als Dandini in Rossinis „La Cenerentola“ bei den Schlossfestspielen Sondershausen. Eine enge Zusammenarbeit verband ihn mit dem Schwäbischen Oratorienchor.

Allein die Vielfalt seiner Rollen beeindruckt. Und der Münchner in Neustrelitz bleibt schon jetzt in Erinnerung. Er selbst sagt, dass er hier bisher „für sein Fach immer die schönsten Partien“ singen konnte. Mozart, Verdi, Rossini. Und ja, er singt „sowohl Oper, Operette, als auch Musical“. Was das Publikum freut. Und man möchte ihm wünschen, sich auch zukünftig nicht zwischen „seriösem“ und „komischem“ Fach entscheiden zu müssen. Robert Merwald ist ein Sänger ohne Attitüde, der sich „immer über die Rollen definieren“ kann. Und deren Bandbreite liegt zwischen dem „Weißen Rößl“ und „The Rakes Progress“ – mit ganz unterschiedlichen Anforderungen an einen Sänger, wie Folgendes verdeutlichen soll: So war der Zahlkellner Leopold bei den Festspielen auf dem Neustrelitzer Schlossberg eine Herausforderung. Eine große Spielpartie für einen Opernsänger! Kann er sich das zutrauen? Wolfgang Lachnitt öffnet ihn, macht ihn selbstbewußt: „Das wollen Sie!“

Merwalds besondere Kunst besteht darin, die Spitze anzusteuern und zugleich breit zu streuen. In den Kritiken wird mit schöner Regelmäßigkeit „seine sonore, gut geführte (Bass-)Bariton-Stimme“ hervorgehoben, der „geschlossene Eindruck“ gelobt. Ja, sein Bariton ist „in jeder Lage ausgeglichen“, „wohltönend“, kann „samtig fließen“. Der Bayer Merwald hat hier ein Zuhause gefunden, ist seit Jahren eine feste Stütze des hiesigen Ensembles, ein Aushängeschild und beim Publikum überaus beliebt.