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Dem Wesenberger Stadtwald geht es nicht gut. Wie aus dem jüngsten Bericht von Bürgermeister Steffen Rißmann an die Stadtvertreter hervorgeht, sind massive Eingriffe erforderlich. „Wir haben es mit einem erheblichen Schwammbefall zu tun, außerdem gibt es jede Menge Trockenholz“, sagte das Stadtoberhaupt. Um der Verkehrssicherungspflicht der Kommune zu genügen, bedürfe es erheblicher Fällungen.
Rißmann hatte zuvor an einer Begehung mit der zuständigen Mirower Forstamtsleiterin Angela Wilke in dem Abschnitt zwischen Netto-Märkten und Weißem See teilgenommen. Danach haben vor allem die Extremsommer 2018 und 2019 den Bäumen maßgeblich zugesetzt. „Wir favorisieren natürlich eine Nachpflanzung an selber Stelle“, so der Bürgermeister. Das, und die Art der Bäume, sei allerdings noch mit den Forstexperten zu besprechen.
Aurel Enders sagte:
Der neue Bürgermeister packt es an, gut so. Bruchholz und Baumschwamm vor allem in Kiefern sind Gründe. Sosehr es zu begrüßen ist, Verkehrssicherung im Wesenberger Stadtwald zu betreiben, bleibt doch ein Rätsel, warum zeitgleich mindestens zwei stattliche Buchen mit (Fäll)markierungen versehen werden, standfeste Bäume die dem Forst eigentlich Zukunft verheißen. Weder Risse noch Hohlräume sind zu entdecken.
Einfache Schmierereien sind es nicht, die am Baum prangen. Am Holzpreis kann es nicht liegen, der ist derzeit schlecht, wie lange nicht. Die Stadt würde Geld verschenken. Gefährlich hängender Starkbruch in Kiefern bleibt unweit davon unmarkiert. Stattdessen soll möglicherweise gutes Hartholz mit Brusthöhenumfang 185 cm bzw. 175 cm fallen und vermarktet werden, noch dazu trägt einer der beiden in seiner Rinde Verzierungen von Generationen, leicht lässt sich ein riesiger Schmetterling entdecken und etwas weiter darüber eine Überraschung – ach schauen Sie doch selbst…
Krank können die 55 bis 60 cm Durchmesser fassenden standfesten künftigen Baumriesen auch deshalb nicht sein, weil letzterer von Geocaching-Kletterern genutzt wird und diese weit oben ein Schatz- oder Zielkästchen anbrachten. Kranken Bäumen vertraut man nicht sein Leben an. Warum diese Bäume ausgerechnet angesichts eines nunmehr schlechten Holzpreises – siehe holzpreisindex.de – weichen sollen, bleibt wie beschrieben schleierhaft, genauso wie Naturverjüngung von Buchen funktionieren soll, wenn Bucheckern-Träger verschwinden. Ist es tatsächlich Geld für das Stadtsäckel, was lockt, wenn diese Zukunftsbäume unweit des Weges zum Weißen See entfernt werden? Lässt sich Waldpflege nicht ohne die beiden Bäume im staatlich anerkannten Erholungsort bezahlen? Wer die mit extra dicken roten Farbpunkten versehenen Woblitzstädter noch lebend antreffen möchte, findet sie direkt auf der Linie zwischen den Supermärkten und „Schäffersruh“ und „Haasen-Eck“, so wie die Altvorderen die Ecke Tiergartenstraße 3 und 4 nach ihren Erbauern Mitte der 30er Jahre nannten.
Ihren Stadtwald formten und bewahrten Generationen von Bürgermeistern und Stadtvertretern mindestens seit Bürgermeisters Dr. jur. Hans Berg. Er war Stadtoberhaupt, Missionar und Buchautor vor gut hundert Jahren sowie Vater von Evamarie Pingel, der in der Region bekannten Katechetin und Christian Berg, dem Begründer von „Brot für die Welt“.
Da fällt einem doch gleich das Wort Klimaschutz ein. Und es geht nicht nur um Bäume.
Auch wenn die Idee eines Tiergartens m.E. nie umgesetzt wurde, gibt es dort Damwild und Rehwild, welches vor allem in Abend- und Nachstunden den Weg in die Wiesen am Nassen Hof findet oder am einstigen Eichenbiotop, vormals einer ganzen Gruppe von Starkeichen, Eicheln sucht. Ein Wald mit Würde, für die Wesenberger ein Schatz. Nicht von ungefähr befanden Stadtvertreter ihren Stadtwald als würdigen Ort für das Kriegerdenkmal, um letztendlich die Lebenden zu mahnen. Es geht um mindestens zwei Buchen, weder offensichtlich krank noch am Ende ihres Lebenszyklus. Noch ist es Zeit, Farbmarkierungen zu entfernen. Fallen diese Sauerstoffspender der Säge zum Opfer, so drohen im ersten Bürgermeister-Amtsjahr aus stattlichen Bäumen Bürgermeister-Steffen-Rissmann-Gedächtnis-Stubben zu werden. Oder sollen beide Überbleibsel und mit ihnen viele weitere für teuer Geld und mittels reichlich Diesel in die Vergessenheit hinweggefräst werden?
Wo und wie häufig die Traktor-Fräse dann ansetzen müsste, verrät dieser Tage ein Spaziergang zwischen Stadt und Kleinem Weißen See. Gegenvorschlag: Besinnt Euch, Verkehrssicherung ja aber kostbare Laubbäume bewahren, bestehende Lücken jetzt schon nachpflanzen. Meinerseits beteilige ich mich, wenn der Bürgermeister dazu aufruft, versprochen.
P.S.: Was angesichts forstwirtschaftlicher Expertise, die einen sagen Wirtschaftlichkeit, die anderen Gewinnstreben und nicht zu vergessen der Witterung ca. zwei Jahre nach Fällmaßnahmen zwischen Wesenberg Siedlung und Klein Quassow rechts zur Woblitz hin an Anpflanzungen geschehen ist bzw. unterlassen wurde oder mangels Starkbäumen an Naturverjüngung nicht stattfinden kann – Stubben können sich nun mal nicht vermehren und auch kein CO2 aufnehmen – ist ein Thema für sich. Westlich der Bahnlinie befindet sich der zwei Hektar messende Kahlschlag, dem eine Aufforstung gut zu Gesicht stehen würde. Nur Mut Ihr Forstverantwortlichen, auch wenn es Sandboden ist, einen besseren bekommen wir nicht, auch nicht in 2020!
Aurel Enders, Wesenberg,
Strelitzius sagte:
Ich habe deinen Kommentar an den Bürgermeister und an das Forstamt weitergeleitet.
Strelitzius sagte:
Darauf antwortet Wesenbergs Bürgermeister Steffen Rißmann:
Auf jeden Fall wird es Stubben geben, alle Bedenken teile ich. Die „Endauswahl“ ist auch noch nicht gegeben. Beeindruckt bin ich schon von der Tatsache, dass meines Erachtens der Stadtwald ein Mischwald ist. Und obwohl von allen Forstexperten als besonders widerstandsfähig erklärt, hat unser Stadtwald erheblich unter Trockenheit der letzten beiden Jahre gelitten.
Der Bedeutung unseres Stadtwaldes bin ich mir durchaus bewusst. Von der Forstamtsleiterin wird unter anderem die Douglasie zur Aufforstung favorisiert. Die Aufforstung ist nach meiner Meinung nach zwingend notwendig, aber erst nach der Fällung der Bäume. Alles andere wäre aus meiner Sicht nicht zielführend. Die Aufforstung ist auch gleichzeitig die Chance auf mehr Vielfalt im Baumbestand.