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Das Aktionsbündnis „B 96-Ausbau: So nicht!“ hat die ersten Wochen des Jahres genutzt, um einen Alternativvorschlag für die B 96 zwischen Neubrandenburg und Neustrelitz zu erarbeiten. Dieser soll zeigen, dass eine Erhöhung der Verkehrssicherheit – so das vorrangige Ziel laut der Planungsträger – mit nur einem Bruchteil der Kosten, des Landschaftsverbrauchs, der Umweltschäden und im Sinne der Einwohner*innen entlang der Strecke machbar ist.
Das Aktionsbündnis erkennt an, dass an einigen Streckenabschnitten Möglichkeiten bestehen, um sichere Überholmöglichkeiten zu schaffen. Vorgeschlagen wird: Aufweitung der Trasse südlich des Nemerower Holzes (nach den Chausseehäusern) bis zum Knoten Groß Nemerow Nord unter Erhalt der Abfahrt Klein Nemerow, Aufweitung um einen dritten Fahrstreifen auf dem Streckenabschnitt Abfahrt Ehrenhof bis Abfahrt Friedrichshof, aber auch hier in keinem Fall eine Parallellage! Ab dem Chausseehaus Weisdin wird eine Aufweitung favorisiert, wie bereits von der DEGES geplant, auf dem Teilstück bis zur Ortsumfahrung Neustrelitz.
Alle weiteren geplanten Maßnahmen sind als unverhältnismäßig für die Anwohner, die Natur (z.B. Parallellage durch das Nonnenbachtal!) und den Steuerzahler zu bewerten, heißt es in einer Pressemitteilung des Bündnisses. „Was passieren und wie sich unsere Landschaft verändern würde, lässt sich gerade eindrucksvoll auf der Insel Rügen erleben. Wir gehen davon aus, dass das Ergebnis der bisherigen Planung in unserer Region mindestens so gravierend sein würde, die vorhandene Landschaft würde zugunsten der neuen Trasse neu modelliert.“
„Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten!“, so Annett Beitz vom BUND. „Diese einfache Wahrheit gilt seit den 50-er Jahren, und auch in Zukunft! Der von der DEGES geplante Ausbau wird an der Belastung auf der B 96 wenig ändern, sondern im Gegenteil zusätzlichen Verkehr anziehen und vermeintlich erreichte Verbesserungen binnen kurzem zu neuen Belastungen auf höherem Niveau werden lassen.“
„Wir vom Aktionsbündnis „B 96 Ausbau: So nicht!“ forderndeshalb nicht nur aus Gründen des Natur-und Umweltschutzes, sondern auch aus wirtschaftlicher Vernunft den Verzicht auf den umfangreichen Ausbau und die Planung einer schonenderen Variante“, sagt Jutta Wegner, Kreisvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. „Wir haben, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen, mehr als 30 Akteure der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik und aus den zuständigen Ämtern mit unserem Alternativvorschlag angeschrieben und um ein Gespräch zum Thema gebeten. Wir werden nicht nachlassen und für einen verträglicheren Ausbau eintreten.“
Strelitzius sagte:
Zu diesem Beitrag schreibt Prof. Helmut Böhme aus Neustrelitz:
Anstatt, dass endlich nach über 50 Jahren Hin und Her überall erkannt wird, dass die sehr alte Linienführung dieser Nord-Süd-Straße (von Skandinavien über Berlin bis Südeuropa) geradezu genial genannt werden muss, werden kleinkariert und kurzsichtig selbst die wenigen kleinen Lösungen zerstört – und das mit, pardon, saudummen Sprüchen zur Selbstzerstörung wie: „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.“ Mit diesem Lebens-Prinzip wären die Höhlenmenschen nicht nur im Dunklen sitzen geblieben, nein, die Menschheit wäre erbarmungslos ausgestorben!
Dabei haben die Oranienburger nach der Wende und SU-Truppenabzug kurzentschlossen gezeigt, wie es mit der B 96 hervorragend geht und die Neustrelitzer Umgehung wurde auch nach der Wende durch aktive Leute vor Ort umgesetzt – wenn auch leider nur unvollkommen! Aber wie glücklich sind die Bürger (die Oranienburger, Neustrelitzer und die Fernfahrer) über diese Teillösungen! Die Papierberge zur 96 seit den 70ern sind legendär und es zeigt sich nur eine einzige vernünftige Lösung: Der Ersatzneubau wie um Oranienburg! Dazu in Bündelung die alte 96 für Fußgänger, Radfahrer, Langsamfahrer, Landwirtschaft, Ortsverbindungen, Tourismus.
Bei Lichte besehen, wird mit jeder anderen Lösung eher mehr Platz verbraucht. So hätte man sich sämtliche bisherigen Radwege sparen können und Orts-Zuwegungen aller Art brauchen Platz, Platz, Platz! Ein Pendler zwischen Neustrelitz und Neubrandenburg braucht keine Autobahn, aber der überregionale Verkehr ist für MV lebenswichtig. Das war früher so, zu DDR-Zeiten (Europastraße!) und wird auch heute so bleiben – und der Flugverkehr wird eine Ergänzung sein, mehr nicht. Die A 20 ersetzt mit ihrer unglücklichen Linienführung leider nur ein kleines Stück der 96.
Ist den Anti-B96-Leuten eigentlich klar, dass sie mit dieser Haltung den rückständigen, niedrigen Infrastrukturstand von MV (Ost) auf Ewigkeit zementieren, wovon will man denn hier leben, nur von Natur pur und Sozialleistungen? Und wandern diese Leute dann in ein der Zukunft zugewandtes, besseres Land aus?
DirkNB sagte:
Sehr geehrter Herr Professor Böhme,
Sie haben sich die aktuelle Planung zur B96-Erneuerung angesehen? Ich unterstelle mal ja. In Bezug auf Landverbrauch, Umwege für Anwohner und Eingriffe in die (geschützte) Natur ist das doch ein Frevel an der Zukunft. Man kommt doch gerade auch wegen der puren Natur in die Region, aber nach dem Neubau der B96 sieht man direkt von dieser Straße aus nicht mehr viel davon.
Zugegeben, der oben gezeigt Plan mit den eher homöopatischen Ausbauplänen ist vermutlich genausowenig zielführend, aber ich glaube nicht, dass deswegen die Region in die Steinzeit zurückgebombt wird.
Es muss doch möglich sein, der B96 auf ihrem jetzigen Verlauf eine größere Kapazität zu geben, ohne gleich die neuen Radwege wieder abreißen zu müssen (Sind die nicht sowieso meist nur auf einer Straßenseite? Lösung!), ergänzt durch die eine oder andere Ortsumgehung, gern auch innerörtlich. Wir hier in NB haben da viele Erfahrungen mit innerörtlichen Umgehungen!! 😉
Vermutlich braucht es nur mal etwas Gehirnschmalz, um ein Bauverfahren zu entwickeln, dass nicht so raumintensiv ist und dann nix wie hin mit zwei neuen Fahrspuren immer gegenüber des Radweges.